Ort:
Brandlhof
Radlbrunn, 19.00 Uhr

Hanna Maurer liest aus ihrem Buch
„Alte Zeiten, neues Ich“
Mein Name ist Hanna Maurer, ich kam am 19.09.2003 als Drilling zur Welt. Meine Mutter und mein
Vater waren immer für uns da und haben uns bei allem unterstützt. Als jedoch mein Vater am
22.09.2010 starb, brach für uns eine Welt zusammen. Es war danach nicht immer einfach für uns und
das ist es auch heute noch nicht. Das heißt aber nicht, dass wir unser Leben nicht in vollen Zügen
genießen. Die Zeit vergeht und alles verändert sich.
Wir wechselten an eine neue Schule und meine Schwestern und ich halten nach wie vor zusammen.
Es ist oft schwer zu verstehen, wie es sich als Drilling lebt. Obwohl wir ja auch „nur“ Geschwister sind,
ist dieser Drang, immer besser sein zu müssen, wirklich hart zu ertragen. Verglichen zu werden, ist
kein schönes Gefühl, doch trotzdem muss man irgendwie lernen, sich daran zu gewöhnen. Immer
wieder bemerkte ich, wie es ist, nicht so zu sein, wie meine Geschwister und das tat unheimlich weh.
Jemandem nicht zeigen zu können, wer man wirklich ist, fällt besonders schwer, wenn gleichzeitig
noch so viel anderes auf einen zukommt. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, weniger wert zu sein,
habe ich gegessen und damit alles verdrängt. Nach einer Zeit hat auch das nicht mehr geholfen. Dann
entdeckte ich das Schreiben.
Als ich aufgeschrieben habe, was ich fühle, ging es mir oft viel besser. In der Schule gefiel mir der
Deutschunterricht besser als alle anderen Gegenstände. Geschichten zu schreiben war ein Ausweg,
eine Beschäftigung, die nichts kostete und so viel für mich bedeutete. Auch Bücher im Allgemeinen
waren immer treue Gefährten. Man entflieht der Wirklichkeit und lässt somit seine eigenen
Probleme verblassen. Am 3. November letzten Jahres entstanden die ersten Zeilen meines Buches. Es
war ein harter Tag und ich versuchte, meine Gefühle wie immer zu kompensieren. Nie hätte ich
gedacht, dass diese ersten Zeilen zu so etwas führen könnten. Doch als ich immer weiter geschrieben
habe, merkte ich, dass es nicht nur Sätze auf einem Bildschirm sind, sondern mehr!
Für das, was wir durchgemacht haben, wollen wir kein Mitleid! So sind wir nicht. So bin ich nicht. Ich
will den Menschen einfach nur zeigen, dass, egal was sie gerade durchmachen, sie immer noch
genauso viel wert sind wie davor und vor allem, dass Vorurteile nicht angemessen sind und dass
Suizid nie eine Lösung ist.
Der Titel „Alte Zeiten, neues Ich“ ist nicht zufällig gewählt. Jeder Mensch verändert sich im Laufe
seines Lebens. Ich zum Beispiel bin nicht mehr der Mensch, der ich noch vor einigen Monaten war.
Dieses Buch zu schreiben hat meine ganze Sichtweise verändert. Es hat mich verändert.
Wenn auch nur ein einziger Mensch nach dem Lesen dieses Buches darüber nachdenkt, wie er
andere Menschen beeinflusst und behandelt, war es das Alles wert!


damkoehler @aon.at